„Kulturarbeit wichtiges Instrument zur Förderung jüdischen Lebens in Bayern“
Bayerns Antisemitismusbeauftragter und Landesverein für Heimatpflege unterstützen Netzwerk von Ehren- und Hauptamtlichen – „Kulturarbeit zentrales Element der Gesamtkonzeption Bayerns gegen Antisemitismus“
NÜRNBERG. Der Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege sehen angesichts der Zunahme antisemitischer Straftaten und Vorkommnisse „Kulturarbeit als wichtiges Instrument zur Förderung jüdischen Lebens“. Dies betonten Antisemitismusbeauftragter Dr. Ludwig Spaenle und der stellv. Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Günter Dippold, übereinstimmend anlässlich des 4. Landestreffens „Jüdisches Leben in Bayern“ heute in Nürnberg. An dem Treffen nehmen mehr als 150 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von jüdischen Gemeinden, Kultureinrichtungen, Kommunen sowie Vereinen teil.
Dr. Spaenle warnte: „Nach dem Terroranschlag der Hamas auf friedlich feiernde Menschen in Israel erleben Jüdinnen und Juden auch in Deutschland und Bayern eine sehr belastende Situation durch antisemitische Vorfälle.“ Klare Antworten darauf gibt für ihn das Gesamtkonzept der bayerischen Staatsregierung zur Förderung des jüdischen Lebens und zum Kampf gegen Antisemitismus. Dieses sieht u. a. stringente Maßnahmen gegen Antisemitismus vor, etwa hartes Vorgehen gegen Gewalt und Hetze. Er warb auch für die Aufnahme der Förderung jüdischen Lebens in die Bayerische Verfassung. Ein Kernpunkt des Gesamtkonzepts der Staatsregierung ist die Kultur- und Bildungsarbeit. Diese lässt einerseits jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart sichtbar werden, dient andererseits zudem der Prävention.
Prof. Dr. Günter Dippold, der die Bedeutsamkeit jüdischer Kultur und ihrer sichtbaren Zeugnisse für die Geschichte Bayerns umriss, sagte: „Ohne die jüdischen Gemeinden würde etwas Wesentliches fehlen.“ Dass der Landesverein sich der Vernetzung der vielen und vielfältigen Organisationen und Initiativen annehme, liege für ihn auf der Hand. Heimat sei stets ein Ort der Geborgenheit gewesen. Ein Wort Carlo Schmids abwandelnd, führte er aus: „Keiner hat Heimat, wenn nicht alle Heimat haben. Daher muss gelten: Der Freistaat war Heimat für jüdische Familien, er ist es und er soll es bleiben.“
Gegen Vorurteile und Wissensdefizite über das Leben von Jüdinnen und Juden helfen nach dem Konzept Bildungsangebote über Antisemitismus und seine Wirkungsweisen, seine Anpassungs- und Anschlussfähigkeit, über jüdisches Leben gestern und heute. „In Zusammenarbeit mit Partnern wie Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen bis zu Fachstellen wie der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege können hier mittel- und langfristig Erfolg erreicht werden“, so Ludwig Spaenle.
Instrumente sind z. B.:
- das Einbringen und die Weitergabe von Wissen über jüdisches Leben in Schulen und Bildungseinrichtungen, etwa mit Hilfe des Konzepts „außerschulischer Lernorte“;
- eine eingehende wissenschaftliche Befassung mit jüdischem Leben in Verbindung mit ehrenamtlichem Engagement, wie in den Leitprojekten der Staatsregierung. Dies sind die Digitalisierung von Akten jüdischer Gemeinden in Bayern in den Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, die Inventarisierung jüdischer Friedhöfe durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das die „steinernen Archive“ der mit Ewigkeitsgarantie ausgestatteten jüdischen Friedhöfe erschließt. Dazu gehört auch die Website „Jüdisches Leben in Bayern“ des Hauses der Bayerischen Geschichte mit umfassendem Wissen zu Orten mit jüdischer Geschichte in Bayern. Dazu kommt noch das Projekt „Jüdisches Leben und kulturelles Erbe in bayerischen Museen“ der Landessstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.
Ludwig Spaenle und Günter Dippold waren sich einig: „Eine besondere Bedeutung kommt dem großen Netzwerk von Haupt- und Ehrenamtlichen zu, zumeist ehrenamtlich tätigen Interessierten aus Vereinen, Institutionen und Kommunen, die sich mit jüdischem Leben in Bayern befassen. Sie engagieren sich z. B. in der Pflege jüdischer Friedhöfe, Synagogen und anderer Gebäude. Sie betätigen sich in der Vermittlung und Forschung.“ Um deren Bemühungen und Arbeit zu unterstützen, wurde zur Jahreswende 2023/2024 ein Netzwerk jüdisches Leben in Bayern beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege angesiedelt.
Dr. Ludwig Unger Dr. Daniela Sandner
Pressesprecher des Beauftragten Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Landesvereins