„Judensau“ – Darstellungen sind zu Stein gewordener Antisemitismus.

Das Motiv findet sich ab dem 13. Jahrhundert fast nur im deutschen Sprachraum. Obwohl das Schwein im Judentum als unrein gilt, wurde fälschlich behauptet, dass Juden wie Ferkel an einer Sau saugen. Diese Darstellung wollte Ekel und Verachtung gegenüber Jüdinnen und Juden hervorrufen und das Judentum angreifen. In der christlichen Kunst verkörpert das Schwein vor allem den Teufel. Behauptet wurde daher, dass Jüdinnen und Juden mit dem Teufel im Bunde seien, von ihm „genährt“ würden und seine Lehren aufnähmen.

Diese Skulptur am Dom wurde im 14. Jahrhundert gegenüber dem jüdischen Wohnviertel angebracht. Sie zeigt Männer, die an den Zitzen einer Sau saugen und ihr ins Ohr sprechen. Die Männer sind durch „Judenhüte“ als Juden gekennzeichnet.

Mit dieser menschenverachtenden Propaganda wurden Jüdinnen und Juden zu Feinden des Christentums erklärt. So wurde über Jahrhunderte Hass gegen sie geschürt. Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zum Mord waren die Folge.

Heute soll diese Skulptur alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus vorzugehen.

Nähere Informationen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Regensburg finden Sie hier: https://www.bavarikon.de/judentum-regensburg

 

An zahlreichen Kirchen und nichtkirchlichen Bauwerken insbesondere in Deutschland finden sich Schmähplastiken aus der Zeit des Hochmittelalters. In diesen Darstellungen wurden Juden in Verbindung zu dem für sie unreinen Schwein gebracht und in herabwürdigender Weise diffamiert. In Bayern gibt es etwa ein Dutzend entsprechender Plastiken, die jeweiligen Liegenschaften gehören unterschiedlichen Eigentümern.

Auf Initiative des Antisemitismusbeauftragten Dr. Spaenle hat sich ein Runder Tisch mit Vertretern der jüdischen Gemeinden, der beiden christlichen Kirchen, staatlicher Institutionen und Fachbehörden darüber verständigt, wie mit den antisemitischen Schmähplastiken umgegangen werden soll. Einig waren sich alle Beteiligten darin, die judenfeindlichen Darstellungen nicht zu entfernen, aber an Ort und Stelle zu beschreiben und deutlich zu bewerten. Vertiefende Informationen – per QR-Code abrufbar – sind ebenso Teil des Konzepts wie die Schulung von Personal, das Stadt- und Kirchenführungen anbietet.

Die Informationstafel am Regensburger Dom wurde auf Anregung von Dr. Spaenle gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde, der Diözese Regensburg, dem Freistaat Bayern als Eigentümer (vertreten durch Bauamt und Landesamt für Denkmalpflege) sowie mit Fachhistorikern abgestimmt.