München: Max Mannheimers „Spätes Tagebuch“
14. Juli 2022 um 18:30
Lesung von Michael Stacheder
Max Mannheimer hat alles durchlitten, was einem Menschen in dem von den Deutschen entfesselten Inferno zustoßen konnte: Demütigung, Vertreibung, Internierung im Ghetto, Tod fast der ganzen Familie in der Gaskammer, Arbeitslager und KZ, Hunger, Krankheit und Misshandlung. Wie durch ein Wunder hat er die Hölle überlebt. Mannheimer sprach lange nicht über das, was er erlebt hatte. Erst, als er irrtümlich seinen Tod nahe glaubte, entschloss er sich, für die Nachgeborenen das Erlittene festzuhalten. Max Mannheimer war bis zu seinem Tode im September 2016 unermüdlich tätig in Vorträgen, Diskussionen und Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. In zahllosen Veranstaltungen, vor allem auch in Schulen, leistete er die schmerzlichste Arbeit der Erinnerung. Sein Spätes Tagebuch ist ein großes menschliches Dokument und erschien erstmals 1983.
„Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon.“
(Max Mannheimer)
Dieses mahnende und auftragsgebende Vermächtnis Max Mannheimers, des unermüdlichen Aufklärers und Shoah-Überlebenden, hat in den vergangenen Jahren, Monaten und Wochen an trauriger Aktualität gewonnen. Verstörend nehmen wir die Zunahme von Antisemitismus, Rassismus und Feindlichkeiten gegenüber anderen Kulturen in unserer Gesellschaft wahr. Das Verstörende darf uns aber nicht lähmen, sondern wir müssen stärker aktiv werden. Wir dürfen nicht länger schweigen, wegsehen und es tolerieren, dass sich die Sprache von Hass und Hetze in unserer Mitte festsetzt und sich radikalisiert in rassistischen Terror- und Gewalttaten. Wir, als Zivilgesellschaft sind gefordert, wir tragen die Verantwortung, dass in unserer Gesellschaft ein demokratisches Miteinander gelebt wird. Wir müssen einstehen, für eine kulturverbindende und lebendige Gemeinschaft. Wir, als verantwortungsvolle Zivilgesellschaft haben es in der Hand und die Verantwortung, dass „es nicht mehr geschieht“. Der Verantwortung bewusst, besucht Michael Stacheder mit seiner Lesung aus Max Mannheimers Spätes Tagebuch Schulen, Kulturhäuser und andere Bildungseinrichtungen, um aus den Erinnerungen Max Mannheimers zu lesen und zu erzählen. In seinen bisherigen Inszenierungen hat sich der Regisseur und Schauspieler bereits mehrmals mit dem Terror des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und engagiert sich seit mehreren Jahren in der Erinnerungsarbeit.
Musikalische Begleitung: Luisa Wurmer
Teilnahmegebühr: € 4,-